Alles Fleisch ist in meiner Hand

(Bild: Quelle)

“Darum sei euer Herz in Bezug auf Zion getrost, denn alles Fleisch ist in meiner Hand; seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin.” (Lehre und Bündnisse 101:16). 

Lehre und Bündnisse 101 – Lehren für unser Handeln 

Verse 1–8 
Die Offenbarung beginnt mit der ernsten Erkenntnis, dass Prüfungen oft auch der Läuterung dienen. Die Leiden der Heiligen in Missouri werden hier als Teil göttlicher Zucht verstanden, um das Volk zu reinigen und für größere Segnungen vorzubereiten. Für unser Handeln bedeutet das: Wir sollen schwierige Erfahrungen nicht nur als Ungerechtigkeit sehen, sondern als Möglichkeit, Glauben, Demut und Gehorsam zu vertiefen. Hebräer 12:6–11 spricht in ähnlicher Weise davon, dass der Herr die liebt, die er züchtigt, und dass diese Zucht „Friede der Gerechtigkeit“ hervorbringt. 

Verse 9–21 
Trotz der aktuellen Notlage versichert der Herr, dass Zion bestehen wird und dass er sein Volk nicht verlässt. Die Sammlung wird zu gegebener Zeit erneut stattfinden. Das erinnert an Alma 36, wo Alma nach tiefer Not eine vollständige Wende erfährt. Für uns heißt das: Auch wenn ein Ziel verschoben oder blockiert scheint, sollen wir die göttliche Perspektive wahren und darauf vertrauen, dass Gottes Pläne zur rechten Zeit erfüllt werden. 

Verse 22–34 
Hier wird das künftige Friedensreich geschildert, in dem Christus regiert, die Erde erneuert ist und Harmonie herrscht. Diese Vision dient nicht nur der Hoffnung, sondern ist Maßstab für gegenwärtiges Handeln. Wer heute schon Gerechtigkeit übt, Frieden stiftet und Barmherzigkeit zeigt, lebt im Geist des kommenden Reiches. Matthäus 5 (die Seligpreisungen) und Jesaja 2:4 (Schwerter zu Pflugscharen) zeigen, dass dieses Ideal in der Gegenwart vorbereitet wird. 

Verse 35–42 
Das Gleichnis vom Edlen und seinen Dienern lehrt, dass Vernachlässigung geistiger Pflichten schwerwiegende Folgen hat. Die Diener hätten den Turm bauen und Wache halten sollen, doch Untätigkeit machte den Weinberg angreifbar. Für unser Leben heißt das: Wir müssen nicht nur beginnen, gute Dinge zu tun, sondern sie auch treu und mit Weitblick vollenden. Jesu Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Matthäus 25:1–13) und von den bösen Weingärtnern (Matthäus 21:33–41) zeigen die gleiche Lektion: Wachsamkeit und Ausdauer sind entscheidend. 

Verse 43–51 
Die Aufforderung, den Weinberg wiederherzustellen, zeigt, dass Rückschläge nicht das Ende bedeuten. Wer einen Auftrag Gottes hat, soll nach einem Verlust neu beginnen und das Werk fortsetzen. Das lehrt uns, bei Fehlschlägen nicht aufzugeben, sondern gestärkt wieder anzufangen. Galater 6:9 ermutigt uns: „Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.“ 

Verse 52–58 
Die Sammlung wird erneut betont – nicht nur als physische Bewegung, sondern auch als geistige Vereinigung der Gläubigen. Jesaja 11:12 spricht von der Sammlung Israels aus allen Himmelsrichtungen. Heute bedeutet das, aktiv Einheit zu fördern, Differenzen zu überwinden und sich fest in die Gemeinschaft einzubringen, damit Zion stark werden kann. 

Verse 59–67 
Die Heiligen werden ermahnt, auf das Kommen des Herrn vorbereitet zu sein. Die Wiederkunft wird sicher eintreten, und wer wachsam ist, wird mit Freude empfangen. 1. Thessalonicher 5:2–6 erinnert daran, dass der Tag des Herrn wie ein Dieb in der Nacht kommt und dass die Gläubigen wach und nüchtern bleiben sollen. Für uns heißt das: Vorbereitung ist nicht passiv, sondern aktives, tägliches Leben im Glauben. 

Verse 68–75 
Diese Verse würdigen die Verfassung der Vereinigten Staaten als ein von Gott inspiriertes Dokument, das Freiheit schützt und Unterdrückung verhindern soll. Die Gläubigen werden angewiesen, legale und friedliche Mittel zu nutzen, um ihre Rechte zu verteidigen. Römer 13:1–7 und 1. Petrus 2:13–17 unterstreichen diesen Grundsatz: Recht und Ordnung sind zu achten, solange sie nicht im Widerspruch zu Gottes Geboten stehen. Für uns heute heißt das: Wir nutzen rechtsstaatliche Möglichkeiten, um für Gerechtigkeit einzutreten, und handeln dabei in Integrität. 

Verse 76–80 
Hier wird betont, dass niemand versklavt werden soll, da alle Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen sind. Dies bezieht sich sowohl auf politische als auch auf geistige Freiheit. Galater 5:1 mahnt: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit; so steht nun fest.“ Das gilt für den Schutz grundlegender Menschenrechte ebenso wie für die geistliche Freiheit durch Christus. 

Verse 81–95 
Das Gleichnis von der hartnäckigen Witwe (vgl. Lukas 18:1–8) wird als Vorbild gegeben, um zu zeigen, dass Ausdauer im Eintreten für das Recht notwendig ist. Die Heiligen sollen wie sie unermüdlich und auf rechtmäßige Weise um Gerechtigkeit ringen. Für unser Handeln heißt das: Wir lassen uns weder von Ablehnung noch von zeitlicher Verzögerung entmutigen, wenn wir für ein gerechtes Ziel eintreten. 

Verse 96–101 
Der Abschnitt endet mit einer umfassenden Aufforderung, in Hoffnung, Gehorsam und aktiver Erwartung zu leben. Das Reich Gottes wird kommen, und wer treu ist, wird Teil davon sein. Römer 8:24–25 erinnert daran, dass Hoffnung auf das Kommende Geduld erfordert. Für uns heißt das: Wir leben so, dass wir jederzeit bereit sind, vor den Herrn zu treten – und wir gestalten unser Umfeld nach den Prinzipien des Reiches, das wir erwarten. 

So ergibt sich aus Lehre und Bündnisse 101:1–101 ein klarer Handlungsrahmen: Prüfungen als Läuterung annehmen, an Verheißungen festhalten, aktiv Heiligkeit leben, geistige Aufgaben treu erfüllen, nach Rückschlägen neu beginnen, Einheit fördern, vorbereitet bleiben, Recht und Freiheit achten, Ausdauer im Ringen um Gerechtigkeit zeigen und in Hoffnung auf das Reich Gottes leben. 

Nach der Offenbarung von Dezember 1833 setzten die Heiligen die Lehren aus L&B 101 praktisch um, auch wenn die Rückkehr nach Jackson County zunächst nicht möglich war. In Missouri suchten sie rechtliche Wege, um Entschädigung und Wiederansiedlung zu erreichen, ganz im Sinne der Aufforderung, für Gerechtigkeit einzutreten. Petitionen wurden an den Gouverneur von Missouri und sogar an den Präsidenten der Vereinigten Staaten gerichtet, wenn auch ohne unmittelbaren Erfolg. 

Gleichzeitig stärkten sie ihre Gemeinschaft, indem sie sich in Clay County und anderen Gebieten neu organisierten. Diese „geistige Sammlung“ hielt das Ziel Zion lebendig, auch wenn der Ort vorerst verändert war. 1834 entsandte Joseph Smith das sogenannten Zionslager – über 200 Männer aus Ohio und anderen Bundesstaaten –, um den verbannten Heiligen beizustehen und die Bereitschaft zu zeigen, notfalls zu handeln. Obwohl dieser Zug nicht zur Rückkehr führte, brachte er geistlichen Zusammenhalt und bereitete mehrere spätere Führer der Kirche vor. 

So zeigte sich, dass die Umsetzung der Offenbarungslehren Geduld, Rechtschaffenheit, gemeinschaftlichen Einsatz und Beharrlichkeit erforderte – Eigenschaften, die die Kirche langfristig stärkten und das Werk Zions über die unmittelbare Krise hinaus trugen. 

findechristus.org

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